Welt-Pankreaskrebstag

8. Welt-Pankreaskrebstag am 18.11.2021

Das Residenzschloss Ludwigsburg erstrahlte an diesem Tag in Lila sowie viele öffentliche Gebäude in den verschiedensten Bundesländern. Sie alle setzten ein Zeichen und unterstützten damit den 8. Welt-Pankreaskrebstag, der in diesem Jahr unter dem Motto: „Risikofaktoren-Symptome-Behandlungen“ stand. Unser Dank geht an alle, die innerhalb Deutschlands sowie auch weltweit mit besonderen Aktionen auf diesen Tag aufmerksam gemacht haben.

Ein ganz besonderer Dank geht an Herrn Stephan Hurst, Schlossverwalter, und Herrn Michael Schopf, Firma Lautmacher, die uns gerade hier in Ludwigsburg, dem Standort der TEB e.V. Selbsthilfe, alljährlich ihre Solidarität zeigen. Das lila angestrahlte Residenzschloss hat ganz sicher dazu beigetragen, viele Menschen für die schwere Erkrankung Bauchspeicheldrüsenkrebs zu sensibilisieren.
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Was taten wir?

Leider konnten wir den Welt-Pankreaskrebstag auf Grund der aktuellen Corona Lage nicht wie ursprünglich von uns geplant in Präsenz abhalten. Schweren Herzens mussten wir wie im vergangenen Jahr die Veranstaltung in der Musikhalle Ludwigsburg absagen. Wieder mussten wir innerhalb einer kurzen Zeit erneut umdenken, neu planen, umorganisieren, damit der Tag online stattfinden konnte.
Heute wissen wir, dass dies die richtige Entscheidung war. Wir hatten die Befürchtung, Referenten, Mitglieder, Betroffene und Angehörige kommen aus Angst vor Ansteckung nicht in die Musikhalle Ludwigsburg. Es hätte sein können, dass wir vor leeren Reihen gesessen hätten und uns hohe Kosten geblieben wären. Alles in allem war die rechtzeitige Absage eine gute und richtige Entscheidung.
Kurzerhand wurde das Programm mit Absprache von Herrn Professor Wolfram Zoller, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats von TEB e. V., geändert und der Ablauf der Veranstaltung auf online umgestellt.

Pünktlich um 15:00 Uhr ließen wir die Teilnehmer, die bereits im „Warteraum“ waren, eintreten. Voller Freude sahen wir, dass sich viele Teilnehmer aus den verschiedensten Bundesländern und auch aus dem Ausland zugeschaltet hatten.
Es folgte eine herzliche Begrüßung von mir als Moderatorin wie auch von Herrn Professor Zoller, der heute die ärztliche Leitung hatte. Wie erwartet konnte diese Veranstaltung nicht, ohne über Corona und die Folgen zu sprechen, ablaufen. So kam es auch, dass Herr Professor Zoller die schlimme Situation in seiner Klinik schilderte. Die Intensivstationen sind voll belegt, Ärzte, Pflegepersonal wie auch das gesamte Personal sind am Rande ihrer Kraft. Man spürte seinen großen Unmut, als er weiter berichtete, dass die meisten Betroffenen, die intensiv behandelt werden müssen, ungeimpft sind. Mich persönlich machten diese Worte sehr traurig und nachdenklich.

Unser nächster Programmpunkt war der neue Film: „Leben mit Bauchspeicheldrüsenkrebs“. Lange vor dem Welt-Pankreaskrebstag habe ich mich entschlossen, einen Film zu erstellen, der zeigen sollte, dass Leben mit Bauchspeicheldrüsenkrebs heute anders möglich ist als noch vor Jahren. Das dazugehörige Storyboard schrieb ich selbst, und so manche bildliche Darstellung war meine Idee. Mein Ziel bestand darin, Betroffenen und ihren Angehörigen aufzuzeigen, worum es bei dieser schweren Krankheit geht, und was man medizinisch wie auch selber tun kann. Wichtig war mir die Botschaft, es gibt die verschiedensten Hilfen, Therapien, Behandlungen und Konzepte, mit der Erkrankung umzugehen.
Besonders wichtig war mir zu erklären, dass es heute durchaus möglich ist, dank der Fortschritte in der Medizin ein Leben mit Bauchspeicheldrüsenkrebs zu führen und dabei die Lebensqualität dennoch weitgehendst erhalten bleibt. Ich war gespannt, wie dieser Film, der heute das erste Mal gezeigt wurde, bei den Teilnehmern ankommen würde. Nach Ablauf des Films herrschte erst einmal Schweigen. Ich spürte, der Film wirkte nach. Nach einer Weile fragte ich: „Wie kam der Film bei Ihnen an?“ Jetzt sprudelten die Reaktionen, immer wieder wurde mir zu diesem Film gratuliert. „Katharina, Du hast mit diesem Film Klarheit, Erklärungen, Botschaften, Anstöße, Hilfsangebote und vor allem auch Mut, Kraft und Hoffnung vermittelt.“ Jeder der Teilnehmer sprach mir ein Kompliment aus, und es gab auch Beifall. Wie sagte eine Betroffene: „Ich habe schon viele Filme zum Thema Bauchspeicheldrüsenkrebs gesehen, aber so einen noch nie.“
Nun stellte ich Herrn Professor Zoller die Frage, wie er als Mediziner den Film beurteilt. Seine Antwort war: „Sehr gut! Der Film erklärt vieles, ist sehr verständlich und klar aufgebaut, und er zeigt auch die Schwere dieser Erkrankung. Was er aber auch macht, er macht den Menschen Mut, sich seinem behandelnden Arzt anzuvertrauen, Behandlungen und Therapien anzunehmen, sie kritisch zu hinterfragen und zeigt, wo und wie man Hilfe bekommt. Frau Stang, mein großes Kompliment, bitte machen Sie diesen Film öffentlich, so dass ihn viele Menschen sehen können.“
Ich freute mich über die Komplimente und war stolz!

Danach hielt Herr Professor Zoller einen sehr interessanten Vortrag mit dem Thema: Welche Bedeutung hat Bauchspeicheldrüsenkrebs - Stand heute? Sehr ausführlich und laienverständlich bekamen wir einen Einblick, wie sich dieser aggressive Krebs in den nächsten Jahren immer weiter nach vorne schieben wird. Man glaubt, dass im Jahr 2030 diese Krebsart an erster Stelle steht. Er betonte aber auch die Hoffnung und Chancen, die dank der heutigen Therapien und Behandlungen möglich sind. Die Lebenszeit kann dadurch deutlich verlängert werden, und die Lebensqualität kann trotz den Nebenwirkungen oftmals erhalten bleiben. Das war eine sehr wichtige Botschaft!
Danach gab es viele Fragen von den Teilnehmern, die er auch sehr gut und verständlich erklärte.
Dann ließ ich einer Betroffenen, die einen Tag zuvor bei mir in der Beratung war, den Raum, um ihre Fragen zu stellen. Ich spürte, sie brauchte dringend ärztliche Hilfe und Unterstützung. Kurz schilderte sie, wie es ihr in den letzten Monaten ergangen ist. Sie hatte massiv an Gewicht verloren und starke Schmerzen im Oberbauch und Rücken. Jeder konnte ihre Verzweiflung wahrnehmen. „Wenn Sie wollen, können Sie morgen früh zu mir in die Klinik kommen und ich werde mich um Sie kümmern“, sagte Herr Professor Zoller. Sie nahm dieses Angebot sofort an. Für diese Frau hat dieser Tag eine positive Wende gebracht. Hoffen wir, dass ihr geholfen werden kann.
Dann wandte ich mich an Frau Barbara Haake, die im letzten Jahr eine neue Behandlungsmöglichkeit mit TTFields (kann man TEB-Magazin Ausgabe 23 und auf der Homepage nachlesen) vorgestellt hat. „Gibt es etwas Neues?“
„Ja, es gibt Neuigkeiten, ich habe extra eine Kollegin mitgebracht, die Ihnen alles genau erklären kann.“ Frau Dr. Ana Grujovic hielt einen spannenden Vortag, in dem man erfuhr, worum es bei den TTFields geht und wie es in Zukunft weiter aussieht. Hier wurde auch auf die neue Studie mit Herrn Professor Thomas Seufferlein in Ulm hingewiesen.

Jetzt kam der Programmpunkt, wo die Betroffenen, Angehörigen und Interessierten zu Wort kommen sollten. „Wie geht es Ihnen? Was belastet Sie und was gibt es Positives zu berichten?“
Es gab sehr viele Wortmeldungen und jeder wurde gehört. Auch hier spürte man, Corona hat auch bei den Betroffenen und Angehörigen in den letzten Monaten Spuren hinterlassen. Vermehrt haben Betroffene und Angehörige Sorgen, wie es in Zukunft weitergeht. Einsamkeit, Isolation, Belastungen, Probleme, Angst machen sich breit. Sie fühlen sich oftmals nicht mehr ausreichend behandelt. Behandlungen, Therapien und Operationen wurden und werden jetzt wieder verschoben. Ja, sie bemängeln, dass Ärzte keine Zeit haben und Besuche in den Kliniken sehr eingeschränkt sind. Sie fühlen sich ausgegrenzt, einsam, nicht verstanden und haben Sorge, dass unser Gesundheitssystem völlig überlastet ist und teilweise an seine Grenzen kommt.

Die Zeit verging wie im Flug, wir waren schon längst am Ende der Veranstaltung angekommen. Meine abschließende Frage lautete: „Wie haben Sie die Veranstaltung empfunden?“ Einstimmig kam das Feedback: „Sehr gut!“ So mancher Teilnehmer sprach uns ein Lob und Anerkennung aus. Auch erreichten uns einige positive Einträge über den Chat. Es war wieder einmal eine gelungene Veranstaltung!

Ich schloss diese Veranstaltung, indem ich Herrn Professor Zoller, der zwischenzeitlich in eine wichtige Corona Konferenz musste, sehr herzlich dankte. Ich bedankte mich auch bei den beiden Damen aus der Schweiz, die uns mit ihrer Anwesenheit, dem Vortrag und der Beantwortung der Fragen einen wichtigen Einblick in eine neue, schmerzfreie Behandlungsmöglichkeit von Bauchspeicheldrüsenkrebs gaben.

Vielen Dank an meinen Mann, der für die Organisation und Technik verantwortlich war - es hat wieder einmal alles hervorragend geklappt!

Danke an alle Teilnehmer, die mit ihrer Anwesenheit dazu beigetragen haben, dass der 8. Welt-Pankreaskrebstag die ihm gebührende Aufmerksamkeit bekam.

Abschließend bat ich alle, denen es möglich war, sich das lila erstrahlte Residenzschloss in Ludwigsburg anzuschauen. Auch wir machten uns auf den Weg.


Katharina Stang